Innovationsaudit
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Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
Als Instrument des Innovationscontrollings dient das Innovationsaudit der systematischen Beurteilung des Innovationssystems eines Unternehmens. Es umfasst eine Ist-Aufnahme des Innovationssystems und Innovationsmanagements sowie deren Gegenüberstellung mit Soll-Werten. Darauf aufbauend sollen Maßnahmen festgelegt und durchgeführt werden, um die identifizierten Lücken und Verbesserungspotenziale umsetzen zu können.
Das Innovationsaudit
Das Innovationssystem eines Unternehmens umfasst die Innovationsprozesse sowie das System, innerhalb dessen sich die Prozesse vollziehen. Innovationsmanagement kann als die bewusste Gestaltung des Innovationssystems verstanden werden. Das Innovationsaudit − teilweise auch Innovation Assessment genannt − ist ein Instrument des Innovationscontrollings, welches sich mit der Analyse und Bewertung des Innovationssystems und des Innovationsmanagements eines Unternehmens beschäftigt.
Ziel eines Innovationsaudits ist es, eine Beurteilung der Innovationsfähigkeit und -tätigkeit eines Unternehmens durchzuführen, um darauf aufbauend Verbesserungen vornehmen zu können. Um dies zu ermöglichen, gilt es das Innovationssystem und das Innovationsmanagement vor dem Hintergrund des internen und externen Unternehmenskontextes zu analysieren und zu bewerten. Durch die Gegenüberstellung des Ist-Zustandes mit Soll-Werten sowie Best-Practices können Schwächen und Risiken abgeleitet werden. Darauf aufbauend ist zu überlegen, inwieweit welche der identifizierten Defizite oder Lücken behoben werden sollen. Es sind Prioritäten zu setzen und entsprechende Maßnahmen zur Verbesserung einzuleiten. Neben der angeführten Fokussierung auf Schwächen darf jedoch nicht vergessen werden, dass ein Innovationsaudit auch Stärken und Chancen aufzeigt. Auch diese müssen betrachtet und ggf. weiter verstärkt werden.
Da Innovationsaudits bei richtiger Ausführung einen wesentlichen Einfluss auf die (zukünftige) Innovationsleistung eines Unternehmens haben können, ist es wichtig, dass ihr Aufbau und ihre Umsetzung bestimmte Anforderungen erfüllen. In der Literatur sind sechs Anforderungsbereiche zu finden, die unternehmensindividuell angepasst werden sollten:
• Anwendbarkeit und Praktikabilität,
• Nachvollziehbarkeit,
• Anpassungsfähigkeit, also Modularisierung, Modifizierbarkeit und Erweiterbarkeit,
• Vergleichbarkeit der Ergebnisse,
• wissenschaftliche Fundierung sowie
• hohe Ergebnisqualität.
Die Phasen des Innovationsaudits
Um eine umfassende Analyse der Innovationstätigkeiten und -fähigkeiten eines Unternehmens zu erhalten, ist eine strukturierte Durchführung eines Innovationsaudits sinnvoll. Dabei ist eine Aufteilung in drei Phasen (Bewertung, Priorisierung, Umsetzung) sinnvoll, wie in Abbildung 1 dargestellt.
Abbildung 1: Phasen des Innovationsaudits
Aufbauend auf den Vorbereitungen für das Innovationsaudit erfolgt in Phase 1 die Bewertung des Status Quo eines Unternehmens. Dabei wird eine systematische Analyse anhand bestimmter Dimensionen durchzuführen. Jede Dimension besteht aus bestimmten Merkmalen; diese wiederum sind durch Indikatoren näher spezifiziert. Idealerweise werden alle Indikatoren mit spezifischen qualitativen und quantitativen Messgrößen versehen, die bei der Ist-Analyse gemessen und anschließend den Soll-Werten oder Best-Practices gegenübergestellt werden.
Aus Abbildung 2 ist ersichtlich, dass die Dimensionen unterschiedliche Bereiche wie Innovationsprozesse, Innovationsprojekte und Innovationskultur umfassen.
Abbildung 2: Analysebereiche eines Innovationsaudits
Die Datenerhebung kann mit verschiedenen Methoden erfolgen. Das Spektrum reicht von (teil-)standardisierten Fragebögen über Interviews, Dokumentenanalyse und Beobachtung bis hin zu Unternehmensbegehungen. Im Idealfall soll eine Kombination aus diesen Methoden durchgeführt werden, um ein abgerundetes Bild zu erhalten. Wichtig ist, dass die Beurteilung des Ist-Zustandes durch möglichst neutrale Personen, seien sie nun unternehmensinterne oder externe Auditoren oder Berater, erfolgt.
Den erhobenen Ist-Daten können drei Vergleichswerten gegenübergestellt werden:
• Vergleich mit festgelegten Soll-Werten,
• Vergleich mit Benchmarking-Werten oder Best-Practices oder
• Zeitvergleich.
Dies ist Grundlage für die Implementierung der Verbesserungsmaßnahmen in den folgenden Phasen.
Da Unternehmen in der Regel nicht die Ressourcen aufweisen, alle identifizierten Problemfelder (gleichzeitig) zu bearbeiten, sind in Phase 2 auf Basis der Ergebnisse die Problemfelder zu priorisieren und Verbesserungsmaßnahmen zu planen. Wichtig ist, dass die Unternehmen darauf achten, die Maßnahmen an ihre situativen Bedürfnisse anzupassen sowie kulturelle Aspekte und vorhandene Ressourcen zu berücksichtigen.
In Phase 3 werden die definierten Maßnahmen implementiert und im Rahmen eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses weiter verfeinert. Anschließend können in bestimmten Zeitabständen erneut Audits durchgeführt werden, um weitere Lücken und Verbesserungspotenziale aufzuzeigen.
Nutzen und Grenzen des Innovationsaudits
Wie bereits erwähnt, kann ein Innovationsaudit einem Unternehmen zahlreiche Vorteile ermöglichen:
• Es ist Ausgangspunkt zur Erschließung von Verbesserungspotenzialen, indem die Innovationfähigkeiten und -tätigkeiten beurteilt werden.
• Die Mitarbeiter werden für Innovationsthemen sensibilisiert. Damit kann ein Innovationsaudit einen kulturellen Wandel im Unternehmen anstoßen.
• Es kann als Kommunikationsinstrument gegenüber unterschiedlichen Stakeholdern dienen. Bei Verhandlungen mit Lieferanten oder Kunden kann der Nachweis der Innovationsfähigkeit ein wichtiges Signal darstellen, welches Vertrauen in die aktuelle und zukünftige Leistungsfähigkeit signalisiert. Dies kann noch verstärkt werden, wenn das Audit mit einer Zertifzierung verbunden ist.
Trotz der Vorteile hat ein Innovationsaudit auch Schwächen:
• So ist auf den erheblichen Aufwand hinzuweisen, der mit der Durchführung eines Innovationsaudits einhergeht. Im Internet teilweise angebotete Schnellaudits auf Basis der Beantwortung einiger Fragen können eine fundierte Analyse eines Unternehmens nicht ersetzen.
• Um den entsprechenden Nutzen zu generieren, ist die Unterstützung des Top-Managements bei der Priorsierung und Umsetzung der Maßnahmen unabdingbar. Andernfalls wird die Implementierung der Verbesserungsmaßnahmen nicht ausreichend forciert.
Literaturtips
• Janssen, S.: Innovationsaudit, Controlling-Lexikon, in: Controlling, Jg. 21, Heft 2 2009.
• Gerybadze, A.: Technologie- und Innovationsmanagement: Strategie, Organisation und Implementierung, München 2004.
• Herstatt, G.; Buse, S.; Trapp, S.; Stockstrom, C.: Leistungsmerkmale eines KMU-gerechten Innovationsaudits: Beitrag zur Erarbeitung eines Hamburger Innovationsaudits, Technische Universität Hamburg-Harburg 2007.
• Wagner, K.; Rogowski, T.; Bannert, M.: Die Innovationstätigkeit des Unternehmens steigern: Analyse und Steuerung der innovationsrelevanten Einflussgrößen, Industrie Management, Jg. 21, Heft 3, 2005.
Ersteinstellende Autoren
Dr. Peter Schentler
Julia Kornacker, M.Sc.