Wertanalyse
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Was versteht man darunter?
Die Wertanalyse ist ein Methodensystem zum Lösen komplexer Probleme, die nicht oder nicht vollständig algorithmierbar sind. Nach DIN 69910 besteht die Wertanalyse aus den Elementen Methode, Verhaltensweisen und Management.
Haupteinsatzgebiete sind Produkte (Sachgüter, Dienstleistungen, Verwaltungsaktivitäten, Informationen). Die Produktfunktionen und funktionsbestimmenden Eigenschaften sollen so festgelegt werden, daß die Differenz aus Nutzen (= Funktionswert, ausgedrückt in Erlösen) und Kosten ein Maximum ergibt. Das Hauptziel der Wertanalyse ist folglich die Wertsteigerung durch Senkung der Kosten und/oder durch Erhöhung der Funktionserfüllung und somit des vom Kunden anerkannten Nutzens.
Die Wertanalyse wurde Ende der vierziger Jahre in Amerika bei General Electric entwickelt und wird seitdem erfolgreich zur Kostensenkung und Leistungsverbesserung in Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen eingesetzt.
Welche Aussagen liefert die Wertanalyse?
Je nach Einsatzgebiet führt die Wertanalyse zu Aktivitäten, die
· den Wert an bestehenden Objekten steigern (Value analysis),
· den Wert eines in Entwicklung befindlichen Produktes erhöhen (Value engineering),
· zum Finden neuer Produktideen führen (Value innovation),
· die Wertsteigerung von Lösungsvorschlägen realisieren (Value controlling).
Wie geht man vor?
Der Erfolg einer Wertanalyse hängt von der richtigen Auswahl des Analyseobjekts ab. Zur Problemauswahl sollte man folgende Kriterien einsetzen:
· komplexe Aufgabe,
· keine anderen Lösungsansätze/-konzepte,
· quantitatives Kostensenkungs- oder Nutzungssteigerungsziel > 10%,
· Aufgabe nur durch Kooperation mehrerer Bereiche lösbar.
Treffen alle genannten Kriterien zu, ist die Wertanalyse die geeignete Methode zur Problemlösung.
Das methodische Vorgehen nach dem Wertanalyse-Arbeitsplan gemäß DIN 69910 vereint Systematik mit Kreativität, synchronisiert die Projektschritte aller Beteiligten und minimiert Konflikte.
Abb. 1: Kurzfassung des Wertanalyse-Arbeitsplans nach DIN 69910
Achtung
Besonders wichtig sind eindeutige Zielvorgaben, interdisziplinäre Teams, Trennung von Ideensammlung und -bewertung sowie die kompetente Funktionsanalyse.
Die Funktionsanalyse ist das Herzstück der Wertanalyse; ihre konsequente Durchführung leistet den größten Erfolgsbeitrag. Mit ihr werden die Funktionen differenziert in:
Abb. 2: Funktionendifferenzierung mit der Wertanalyse
Sinnvollerweise ordnet man die Funktionen in einem FAST-Diagramm an (Funktional Analysis SysTem-Diagramm). Abbildung 3 zeigt das Vorgehen am Beispiel "Wäsche reinigen".[1]
Das Diagramm wird erstellt durch
· Sammeln und Aufschreiben der Funktionen,
· Bestimmen der Funktionshierarchie,
· logisches Verknüpfen der Funktionen (Warum? Wie?),
· unterscheiden in wichtige, unnötige sowie in unerwünschte Funktionen.
Das FAST-Diagramm stellt sicher, daß der Projektrahmen richtig ausgewählt wird. Seine Hauptfunktionen bestehen darin,
· alle Funktionen zu erfassen,
· die Funktionenklassen zu ermitteln,
· unnötige Funktionen zu eliminieren.
Mit der Funktionsanalyse und ihrer Unterscheidung in wichtige, unwichtige und unnötige Funktionen werden Kostenschwerpunkte und somit Ansatzpunkte zur Kostensenkung ermittelt und Suchfelder für neue Lösungen zur Wertsteigerung eröffnet.
Abb. 3: FAST-Diagramm zum Beispiel "Wäsche reinigen""
Achtung
Mit ihrem Hauptziel Wertsteigerung ist die Wertanalyse mehr als eine Rationalisierungsstrategie zur Kostensenkung. Sie ist kreativitätsfördernd; ihre Ergebnisse erhöhen die Motivation und fördern unternehmerisches Denken der Beteiligten.
Literaturtipps
• VDI Zentrum Wertanalyse (Hrsg.): Wertanalyse, Idee, Methode, System. Düsseldorf 1991.
Autor/in
Prof. Dr. Peter W. Weber