Reinvestitionsquote
Aus ControllingWiki
Achtung. Sie nutzen eine nicht mehr unterstützte Version des Internet Explorer. Es kann zu Darstellungsfehlern kommen. Bitte ziehen Sie einen Wechsel zu einer neueren Version des Internet Explorer in Erwägung oder wechseln Sie zu einer freien Alternative wie Firefox.Inhaltsverzeichnis
Definition
Datenherkunft und Aufbereitung
Diese Kennzahl stellt durch die in diesen Positionen möglicherweise steckenden Sachverhalte gestaltenden und darstellungsgestaltenden bilanzpolitischen Maßnahmen hohe Ansprüche an die Aufbereitung. Durch die Verwendung der relativen Investitionsquote können Sachverhalte gestaltende Maßnahmen, wie insbesondere der Einfluss von Leasing und ähnlichen Mietverträgen weitgehend eliminiert werden. Auch unternehmensindividuelle Unterschiede bezüglich nicht abnutzbaren Vermögens, wie insbesondere der Grundstücke, spielen im Allgemeinen keine Rolle. Allerdings sind als Abschreibungen nur die betriebswirtschaftlich begründeten anzusetzen, was einerseits den Ausschluss inzwischen mit dem BilMoG verbotener rein steuerlich motivierten Abschreibungen und andererseits eine Verwendung der linearen Abschreibungsmethode über die wirtschaftlich angenommene Nutzungsdauer bedingt. Die Kennzahl kann verzerrt sein durch die in den Jahren auftretenden Preissteigerungen. Diese werden teilweise an den Erträgen aus Abgang des Sachanlagevermögens deutlich, wenn die Abschreibungen über betriebswirtschaftliche Abschreibungsmethoden vorgenommen wurden. Falls in der Vergangenheit steuerlich bedingte Mehrabschreibungen vorgenommen wurden, so werden diese in dieser Position ebenfalls offensichtlich. Daher sind diese Erträge bei der Ermittlung der Netto-Abgänge zu berücksichtigen. Somit ergeben sich folgende Aufbereitungsschemata:
Zugänge Sachanlagevermögen (SAV) des Geschäftsjahres | |
- | Abgänge SAV des Geschäftsjahres zu Anschaffungs-/Herstellungskosten (AHK |
+ | Abgänge kumulierter Abschreibungen Sachanlagevermögen des Geschäftsjahres |
- | Erträge Abgang Sachanlagevermögen des Geschäftsjahres |
= | Nettoinvestitionen in das Sachanlagevermögen (aufbereitet) |
Aufbereitungsschema Nettoinvestitionen in Sachanlagevermögen
Abschreibungen auf Sachanlagevermögen gem. Anlagespiegel | |
-/+ | Rein steuerlich bedingte Mehrabschreibungen (vor BilMoG) |
-/+ | Umrechnung auf lineare Abschreibung über wirtschaftliche Nutzungsdauer |
x | Faktor für die Preisentwicklung typischer Sachanlagevermögensgegenstände mit dem Wert Preisniveau (heute) / Preisniveau (des x. Vorjahres) mit x = Durchschnittliche Nutzungsdauer / 2 |
= | Abschreibungen auf Sachanlagevermögen (aufbereitet) |
Aufbereitungsschema für die Abschreibungen auf das Sachanlagevermögen
Interpretation
Die Reinvestitionsquote bietet Unternehmen die Möglichkeit, die übliche Investitionsquote, die die Nettoinvestitionen auf das Anlagevermögen zu Anschaffungs- oder Herstellungskosten bezieht, sachlogisch nachvollziehen zu können. Es wird das Investitionsverhalten des Unternehmens in Bezug auf den Ersatz alter Anlagen und den Aufbau neuer Produktionsmöglichkeiten beschrieben. Ein Wert über 1 deutet unter Ausschluss eventueller Preissteigerungen auf Wachstum durch Erweiterungsinvestitionen und/oder eine Positionsverbesserung durch Rationalisierungsinvestitionen hin. Fällt dagegen der Wert unter 1, so lässt sich auf eine Vernachlässigung von Ersatzinvestitionen schließen, was in der Zukunft zu höheren Reparaturaufwendungen, qualitativ veralteten Produkten und hohem Finanzierungsbedarf für später dringend erforderliche Ersatzanlagen führt. Es ist aber zu beachten, dass hier lediglich eine einperiodische Betrachtung erfolgt und somit bestimmte branchen- oder unternehmensbedingte Investitionszyklen nicht beachtet werden.
Literatur
Müller, S./Brackschulze, K./Mayer-Fiedrich, D.: Finanzierung mittelständischer Unternehmen nach Basel III, München 2011.
Ersteinstellender Autor
Univ.-Prof. Dr. Stefan Müller