Innovationscontrolling
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Zusammenfassung
Die professionelle Planung, Steuerung und Kontrolle von Innovationsprojekten wird vor dem Hintergrund verkürzter Produktlebenszyklen und steigender Innovationsaufwendungen zunehmend relevant für den Wettbewerbserfolg von Unternehmen. Durch ein systematisches Innovationscontrolling kann auf diese Entwicklungstendenzen reagiert werden. Die Effektivität und Effizienz der Innovationstätigkeit werden durch den Einsatz verschiedener Instrumente, Methoden und Kennzahlen des Innovationscontrollings verbessert.
Aufgaben des Innovationscontrollings
Innovationscontrolling kann als Führungsunterstützung für das Innovationsmanagement zur zielbezogenen Planung, Steuerung und Kontrolle des Innovationsprozesses aufgefasst werden (vgl. Stippel, 1999, S. 39). Damit dient es insbesondere der Effektivität (Erreichung der gesetzten Ziele) und Effizienz (Vermeidung von Unwirtschaftlichkeiten) des Innovationsmanagements (vgl. Littkemann, 2005, S. 12). In der Praxis koordinieren Innovationscontroller die verschiedenen Tätigkeiten innerhalb des Innovationsgeschehens und stimmen sie mit der Innovations- bzw. Unternehmensstrategie ab. Sie liefern das Methodenwissen für Instrumente zur kreativen Ideenfindung und koordinieren das Innovationsgeschehen. Wesentliche Aufgabe ist die Leistungsbewertung der verschiedenen Projekte, um die Steuerung des Innovations- bzw. Projektportfolios zu ermöglichen. Dazu messen Innovationscontroller den Leistungsfortschritt und die Termineinhaltung der Projekte und ermöglichen durch die Aufbereitung dieser Informationen eine verbesserte Entscheidung und Durchführung im Innovationsgeschehen.
Instrumente des Innovationscontrollings
Das Innovationscontrolling kann auf eine Vielzahl an Instrumenten zurückgreifen, die phasenspezifisch differenziert werden können (vgl. Abb. 1). So können in der Phase der Ideengenerierung Instrumente wie ein betriebliches Vorschlagswesen oder Kreativitätstechniken eingesetzt werden, um die Findung innovativer Produktideen zu unterstützen. Aufgabe des Innovationscontrollings dabei ist es, die notwendigen Methodenkenntnisse bereitzustellen. Der tatsächliche Einsatz der Methode fällt dagegen in den Aufgabenbereich des Innovationsmanagements. Ähnliches gilt für die Planung von Innovationsprozessen: Die Koordination der Planung obliegt dem Innovationscontrolling, die Planungsdurchführung hingegen dem Innovationsmanagement. In der unternehmerischen Praxis sind die Aufgabengrenzen zwischen Innovationscontrolling und Innovationsmanagement allerdings oftmals fließend. Originäre Aufgabe des Innovationscontrollings ist die Leistungsmessung und Koordination der Innovationstätigkeit. Auf Basis von Daten insbesondere aus der Kostenrechnung können verschiedene Instrumente der Leistungsbewertung und Koordination eingesetzt werden. In den frühen Innovationsphasen empfehlen sich aufgrund der geringen Datensicherheit und -verfügbarkeit qualitative oder semiquantitative Instrumente, die auf einer Einschätzung beruhen. Bei zunehmender Datensicherheit und -verfügbarkeit im Innovationsverlauf können stärker auch auf Berechnungen basierende, quantitative Verfahren der Investitionsrechnung zur Anwendung kommen (vgl. Keim/Littkemann, 2005, S. 125).
Abb. 1: Instrumente des Innovationscontrollings, angelehnt an Möller/Janssen (2009), S. 91.
Organisation des Innovationscontrollings
In der Organisation der Aktivitäten des Innovationscontrollings sind verschiedene Varianten zu beobachten, wobei die Ausgestaltung wesentlich von der Unternehmensgröße beeinflusst wird. So kann das Innovationscontrolling als zentrale Stelle in die Unternehmensorganisation eingegliedert werden. Daneben können die Aktivitäten des Innovationscontrollings auch dezentral organisiert sein und die Aufgaben durch Projektteam, Projektcontrolling und Top-Management erfüllt werden (vgl. Littkemann, 2005, S. 42). Insbesondere bei größeren Unternehmen oder einer hohen Wichtigkeit des Innovationsbereichs kann es jedoch zweckmäßig sein, eine Mischform zu etablieren. Dabei empfiehlt sich ein zentrales Innovationscontrolling mit Anbindung an das Gesamtcontrolling und mehrere dezentrale Einheiten in den funktionalen Bereichen der Innovationstätigkeit.
Performance Measurement im Innovationsbereich
Die Messung von Arbeitsergebnissen und Arbeitsleistungen von Produktinnovationen kann in Analogie zu einer idealisierten prozessualen Darstellung eines Innovationsvorhabens in einer systematischen Messstruktur erfasst werden. Grundlage dafür bildet ein im Performance Measurement verbreitetes Ursache-Wirkungs-Modell (vgl. Brown/Svenson, 1988, S. 11f). Nach diesem Modell fließen verschiedene Inputs in den Innovationsprozess ein. Bei diesen Inputs handelt es sich um Mitarbeiter, Ideen, Ausrüstung, Kapital und Informationen die im Processing System - der eigentlichen Forschungs- und Entwicklungstätigkeit - weiterverarbeitet werden. Auf diese Weise entstehen Outputs wie neue Produkte, Patente, Wissen oder neue Verfahren. Vom Innovation Performance Measurement nicht erfasst wird die Weiterverwendung dieser Outputs im Receiving System (z.B. Vertrieb und Marketing). Die Betrachtung setzt wieder ein, wenn sich die Leistungen der Forschung und Entwicklung nach Durchlaufen des Receiving Systems als Outcomes monetarisieren und Wert für das Unternehmen durch höhere Umsätze oder Kostenreduktionen schaffen. Die Strukturierung der Innovationstätigkeit in die Prozessfelder Input, Process, Output und Outcome ermöglicht eine Klassifizierung und systematische Darstellung der Messgrößen (vgl. Abb. 2). Dabei kann weiter zwischen quantitativen (z.B. das Projekt hat 650 Personalstunden) und qualitativen (z.B. das Projekt hat zu viel/zu wenig Personalstunden) Messgrößen unterschieden werden.
Abb. 2: Performance Measurement im Innovationsprozess, angelehnt an Möller/Janssen (2009), S. 92
Literatur
Brown, M. G./ Svenson, R. A., Measuring R&D Productivity, in: Research Technology Management, 31. Jg., H. 4, 1988, S. 11-15.
Keim, G./ Littkemann, J., Methoden des Projektmanagements und –controlling, in: Littkemann, J., (Hrsg.), Innovationscontrolling, München 2005, S. 57-151.
Littkemann, J., Einführung in das Innovationscontrolling, in: Littkemann, J., (Hrsg.), Innovationscontrolling, München 2005, S. 3-55. Stippel, N., Innovations-Controlling, München 1999.
Möller, K./ Janssen, S., Innovation Performance Measurement – Konzepte, Instrumente und Kennzahlen des Innovationscontrollings, 21. Jg. (2009), H. 2, S. 89 96.
Ersteinstellende Autoren
Prof. Dr. Klaus Möller
Dipl.-Kfm. Sebastian Janssen
Kontaktadresse: Controlling@uni-goettingen.de
Homepage: www.uni-goettingen.de