Gewinnvergleichsrechnung
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Inhaltsverzeichnis
Einführung
Die Gewinnvergleichsrechnung stellt eine Erweiterung der Kostenvergleichsrechnung durch Einbeziehung von Erlösen dar. Da diese für einzelne Investitionsalternativen unterschiedlich sein können, wird anstelle der reinen Kostenbetrachtung das Entscheidungskriterium "Gewinn" benutzt.
Die Erlöse zwischen den zu vergleichenden Investitionsobjekten unterscheiden sich vorrangig aus zwei Gründen:
- Zum einen können sich die Investitionsalternativen in ihrer quantitativen Leistungsfähigkeit unterscheiden und deshalb bei gleichem Erlös pro Stück einen höheren Erlös pro Periode erbringen.
- Zum anderen können sich die Investitionsobjekte in ihrer qualitativen Leistungsfähigkeit unterscheiden. Dadurch kann unter Umständen ein unterschiedlicher Erlös pro Stück und damit auch ein entsprechend anderer Erlös pro Periode erwirtschaftet werden.
Welche Annahmen liegen der Gewinnvergleichsrechnung zugrunde?
Die Gewinnvergleichsrechnung gehört zu den monetären und statischen Investitionsrechungsverfahren. Sie wird bei der Beurteilung von Ersatz-, Erweiterungs- und Rationalisierungsinvestitionen eingesetzt. Da Erlöse in die Beurteilung einfließen, lässt sich die Vorteilhaftigkeit des Investitionsobjektes besser beurteilen als bei der Kostenvergleichsrechnung. Denn selbst das kostengünstigste Investitionsobjekt muss nicht zwingend Gewinn erwirtschaften.
Wie geht man bei der Gewinnvergleichsrechnung vor?
Die Gewinnvergleichsrechnung wird - analog zur Kostenvergleichsrechnung - bei verschiedenen und klar zu trennenden Entscheidungsproblemen angewendet:
- Einzelinvestition
Die Vorteilhaftigkeit eines einzelnen Investitionsobjektes ist gegeben, wenn der Gewinn (G) größer oder gleich null ist (G ≥ 0).
- Alternativenvergleich
Bei der Beurteilung der Vorteilhaftigkeit von mehreren Investitionsobjekten ist das Investitionsobjekt zu wählen, das den größten Gewinn erwirtschaftet (G1 > G2).
- Ersatzproblem
Um die Frage "Weiterbetrieb oder Sofortersatz" zu beantworten, wird der durchschnittliche Jahresgewinn vor Durchführung der Ersatzinvestition mit dem durchschnittlichen Jahresgewinn nach der Durchführung der Ersatzinvestition verglichen. Aufgrund des durchgeführten Vergleichs ist die Variante zu wählen, die den größten Gewinn erwirtschaftet.
Anwendungsbeispiel
Die X-AG benötigt eine zusätzliche Metallpresse für ein neues Produkt. Dabei stehen zwei unterschiedliche Pressen zur Auswahl. Zum einen das Modell "Kompakt plus", das ein patentiertes Schienensystem für einen schnelleren Werkzeugwechsel besitzt. Zum anderen das Standardmodell "Kompakt" mit den herkömmlichen Halterungen für die verschiedenen Werkzeuge. Die nachstehende Tab. 1 fasst die technischen und betriebswirtschaftlichen Daten zusammen.
Daten der Vergleichsalternativen im Beispiel
Aufgrund des durchgeführten Gewinnvergleichs pro Periode ist die Presse "Kompakt plus" zu bevorzugen, da sie einen höheren durchschnittlichen Gewinn erzielt.
Welche Vor- und Nachteile hat die Gewinnvergleichsrechnung?
Da die Gewinnvergleichsrechnung im Gegensatz zur Kostenvergleichsrechnung auch Investitionen mit unterschiedlichen Erträgen beurteilen kann, deckt sie ein größeres Anwendungsspektrum ab. Als weiterer Vorteil ist die einfache Handhabung dieses Instruments zu nennen.
Diesen Vorteilen stehen folgende Nachteile gegenüber:
- Die Gewinnbetrachtung erfolgt nur für eine Periode. Alle Entwicklungen im Zeitablauf werden nicht berücksichtigt.
- Die Aufspaltung der Kosten in fixe und variable Kategorien kann in der Praxis zu Problemen führen, da die Ermittlung und Trennung der Kosten unter Umständen aufwändig und schwierig ist. Diese Problematik tritt auch bei der Aufstellung der Gewinnfunktion auf.
- Die Zuordnung der anfallenden Erträge auf ein einzelnes Investitionsobjekt kann sich ebenfalls als problematisch erweisen. Wird ein Produkt z.B. auf mehreren Maschinen gefertigt, ist die Zuordnung der einzelnen Erträge zu den einzelnen Maschinen nicht einfach.
- Das Verfahren beschränkt sich ausschließlich auf den Vergleich absoluter Gewinne. Die Gewinne werden nicht in Relation zum Kapitaleinsatz gebracht. Dadurch erfolgt keine Aussage über die Verzinsung (Rentabilität) des eingesetzten Kapitals.
Literaturtipps
Däumler, Klaus-Dieter: Grundlagen der Investitions- und Wirtschaftlichkeitsrechnung, 10. neu bearbeitete und erweiterte Aufl., Verlag Neue Wirtschafts-Briefe, Herne/Berlin 2000.
Heinhold, Michael: Investitionsrechnung, 7. durchgesehenen Aufl., R. Oldenburg Verlag, München/Wien 1996.
Olfert, Klaus: Investitionen, 9. durchgesehene und aktualisierte Aufl., Friedrich Kiehl Verlag GmbH, Ludwigshafen 2003.
Pflaumer, Peter: Investitionsrechnung, 2. verbesserte und erweiterte Aufl., R. Oldenbourg Verlag, München/Wien 1995.
Ersteinstellende Autoren
Prof. Dr. Ralf Dillerup, Leiter des Instituts für Strategie und Controlling an der Hochschule Heilbronn
Kontaktadresse: dillerup@hs-heilbronn.de
Homepage: www.dillerup.net
Dipl.-Betriebswirt (FH) Tobias Albrecht