Umsatzrentabilitäts-Kennzahlen
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Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
● Wie hoch ist der Prozentsatz vom Umsatz, der dem Unternehmen als Gewinn verbleibt?
● Wie viel Gewinn pro (Geld-)Einheit Umsatz wird mit einer Produktgruppe erwirtschaftet?
● Wie stark ist die Fähigkeit eines Filial-Managements ausgeprägt, im Verhältnis zum realisierten Umsatz ein gutes Ergebnis zu erzielen?
Für jede dieser Fragen gibt eine spezielle Ausprägung der „Umsatzrentabilitäts-Kennzahlen“ die passende Antwort.
Terminologische Grundlagen und begriffliche Varianten
„Rentabilität“ ist eine der zentralen Maßgrößen für die rechnerische Leistungsmessung betriebswirtschaftlicher Entscheidungen. Sie verdeutlicht die Fähigkeit, mit einem unternehmerischen Vorhaben einen Überschuss der Erträge (bzw. Einzahlungen) über die Aufwendungen (bzw. Auszahlungen) zu erzielen, und weist sie in Form einer relativen Kennzahl aus. Umsatzrentabilitäts-Kennzahlen treten in 2 denkbaren Grundformen auf, die noch in weitere Varianten unterteilbar sind (z. B. im Zähler bei der Gewinn-Größe hinsichtlich „vor Steuern“ und/oder „vor Zinsen“ oder bei der Wahl der Cashflow-Art bzgl. der Verwendung des „Operating Cashflow“ usw.):
Gewinn-Größe / Umsatz-Größe
Cashflow-Größe / Umsatz-Größe
Durch die Hinzufügung des Prozent-Multiplikators im Zähler (* 100) wird die Umsatzrentabilität in der Dimension „%“ angegeben. Als Synonym wird vielfach auch der Begriff „Umsatzrendite“ verwendet oder „Gewinnspanne“ (z. B. im Handel als Abschlagssatz des Gewinns vom Umsatz).
Die erforderlichen Daten sind – in Abhängigkeit der ausgewählten Rentabilitäts-Variante – dem Informationssystem des (internen und/oder externen) Rechnungswesens sowie der unternehmerischen (ggf. projektbezogenen) Investitions- und Finanzrechnung zu entnehmen. Externen Informationsinteressenten ist allerdings auf stark aggregiertem Niveau i. d. R. nur der Jahresabschluss und ggf. die Quartalsberichterstattung zugänglich. Zu internen Auswertungszwecken können die Kennzahlenwerte auch in kürzeren Zeitabständen und für organisatorische Teilbereiche (z. B. für abgrenzbare Produkt- und Standort-Verantwortlichkeiten) des gesamten Unternehmens bestimmt werden.
Im Gegensatz zu den „klassischen“ Umsatzrenditen (definiert als „eine Gewinngröße“/Umsatz) wird bei den Cashflow-Rentabilitäten der jeweiligen Umsatzgröße der Finanzzufluss gegenübergestellt, der durch bilanzpolitische Maßnahmen weniger beeinflussbar ist als die Gewinngröße und deshalb oft als aussagekräftiger angesehen wird.
Im Vergleich haben also diese Cashflow-basierten Rentabilitäten u. a. den Vorteil, dass die durch international divergierende Bilanzierungsrichtlinien entstehenden Unterschiede (durch die Bereinigungen des Jahresüberschusses/Gewinns) weitgehend neutralisiert werden können. Deshalb sollten internationale Vergleiche sinnvoller Weise eher auf dieser Kennzahlenart basieren.
Umsatzrentabilitäten im Überblick
Die in der Fachliteratur und Wirtschaftspraxis für die Umsatzrentabilität verwendete Terminologie ist vielfältig: So wird die „Gewinngröße“ im Zähler von Fall zu Fall sehr unterschiedlich abgegrenzt. Typische Varianten sind:
• „Jahresüberschuss“ oder
•„Jahresüberschuss + Fremdkapitalzinsen“ oder
•„ordentliches (Betriebs-)Ergebnis“ – also ohne perioden- und betriebsfremde sowie außerordentliche Ergebniskomponenten – oder
• Pro-Forma-Größe „EBIT“ (Earnings Before Interest and Taxes).
Während die beiden erstgenannten Varianten eine Nach-Steuer-Größe repräsentieren, besitzen die beiden letztgenannten Vor-Steuer-Charakter.
Mitunter wird im Nenner als Bezugsgröße nicht der Umsatz, sondern die Gesamtleistung verwendet – also: Umsatzerlöse +/- Bestandsveränderungen + andere aktivierte Eigenleistungen. Die grundsätzlichen Aussagen dieser Kennzahl ändern sich dadurch aber nicht. Nur bei überbetrieblichen Vergleichen muss entsprechend jeweils auf die Konsistenz der herangezogenen Daten geachtet werden.
Die sog. EBIT-Marge (definiert als: EBIT/Umsatz) gibt so beispielsweise an, welchen Anteil vom Umsatz das Unternehmen als Ergebnis aus seiner gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (vor Steuern und Zinsen) erzielt. Unter der Annahme, dass die Differenz zwischen „Brutto-“ und „Netto-“ in den Ertragsteuern besteht, handelt es sich bei der EBIT-Marge um eine besondere Form der Brutto-Umsatzrentabilität.
Sie eignet sich besonders für Rentabilitätsvergleiche von Unternehmen (als Ganzes oder für einzelne Bereiche/Profit Center/Segmente) und dient nicht selten als ein Beurteilungskriterium der Kreditwürdigkeit
Eine ausdrückliche Ermittlung eines Ergebnisses vor der Berücksichtigung von Ertragsteuern bietet sich vor allem für rechtsform- und/oder steuersystemübergreifende Vergleiche – nicht zuletzt im internationalen Umfeld – an. Bei der Gegenrechnung der Steuern ist auf die alleinige Berücksichtigung der „Steuern vom Einkommen und Ertrag“ zu achten. Die sonstigen (Kosten-)Steuern sollten nicht hinzugenommen werden.
Sind unternehmerische Entscheidungsbereiche, die an derartigen Umsatzrentabilitäts-Größen gemessen werden, jedoch nicht für die Finanzierungsseite ihres Geschäfts verantwortlich und sind damit ohne direkten Einfluss auf die Finanzierungskosten im Sinne von Fremdkapitalzinsen (z.B. Vertriebsabteilungen, Profit Center), so werden im Allgemeinen die Erfolgsgrößen in der sog. Form „vor Zinsen“ verwandt.
Hat ein Unternehmen in der Betrachtungsperiode einen Verlust (ein negatives EBIT) auszuweisen, so trägt der entsprechende Quotient die Bezeichnung „Burn Rate“, also den Verlust bezogen auf eine Geldeinheit Umsatz (z.B. 0,08 pro 1 €, d.h. 8 %).
Handlungsanregungen und Einbindung in Kennzahlensysteme
Alle preis- und mengenorientierten Beeinflussungsmöglichkeiten auf der Einzahlungs-(Umsatz-)seite sowie ebenso alle preis- und mengenorientierten Beeinflussungsmöglichkeiten auf der (auszahlungsgleichen) Kostenseite bilden – unter Beachtung relevanter Elastizitäts-Beziehungen – das Spektrum denkbarer Aktionen zur Steigerung der gewählten Gewinn- bzw. Cashflow-Größe.
Aus Gründen der systematischen gedanklichen Strukturierung möglicher unternehmerischer Aktionen kann zunächst generell auf die bei relativen Kennzahlen grundsätzlich geltenden Veränderungskonstellationen verwiesen werden (vgl. ausführlich Krause/Arora, S. 327 ff.).
Um keine der denkbaren Handlungsalternativen in der Praxis zu übersehen, können im hier angestrebten Fall einer Erhöhung der Relation „Umsatzrentabilität“ folgende 5 elementare Konstellationen aus Zähler („Z“) und Nenner (“N“) unterschieden werden:
Für alle Umsatzrentabilitäts-Kennzahlen gilt: Je höher ihr Wert, desto besser ist die entsprechende relative Ertrags- bzw. Selbstfinanzierungskraft zu beurteilen. Eine generelle Vorgabe zur Größenordnung kann jedoch nicht gegeben werden. Als Orientierung können neben den üblichen unternehmensinternen Vergleichsmöglichkeiten (zwischen organisatorischen Teilbereichen oder als Soll-Ist-Relation) unternehmensextern – soweit verfügbar – Angaben von Wettbewerbern, Branchendurchschnittswerte oder „Best-Practice-Werte“ herangezogen werden. Beim regelmäßigen Zeitvergleich besitzt die Form der Entwicklung (kontinuierlich steigend oder sinkend, stark schwankend usw.) eine bedeutsame Aussagekraft zur Leistungsstärke des operativen Geschäfts des Unternehmens.
Die Förderung überdurchschnittlich ergebnisstarker und/oder der Verzicht auf entsprechend schwache Produkte bzw. Dienstleistungen im Sortiment tragen grundsätzlich zu einer Steigerung der Rentabilität bei. Im Einzelnen sind jedoch auch zeitraumübergreifende Effekte zu berücksichtigen, z.B. unterschiedliche Lebenszyklusphasen der Produkte und Dienstleistungen mit entsprechend differierender Ertragsstärke, sowie Sortimentsverbundeffekte, die ggf. auch eine Weiterführung vergleichsweise niedrig rentierlicher Absatzobjekte erforderlich machen.
Die multiplikative Verknüpfung von Umsatzrentabilität und Kapitalumschlag (vgl. Kapitalumschlagshäufigkeit) in der Kennzahlenpyramide des ROI-Konzepts lässt ferner z.B. erkennbar werden, dass eine Beibehaltung der Höhe des ROI (als Kapitalrentabilität) trotz sinkender Umsatzrendite möglich ist, sofern der Kapitalumschlag entsprechend gesteigert werden kann. Hierzu sind dann alle Maßnahmen auf ihre kurz-, mittel- und langfristige Wirkung zu untersuchen, die das gebundene Vermögen (das Kapital) vermindern, ohne den Leistungsprozess zur Umsatzgenerierung zu gefährden. In analoger Weise kann auch eine ROI-Minderung oder -Erhöhung auf ihre Ursachen hinsichtlich einer veränderten Umsatzrentabilität und/oder eines veränderten Kapitalumschlags untersucht werden, um anschließend Verbesserungsmaßnahmen zu ergreifen. Siehe dazu auch die Artikel Kapitalertrag-Stammbaum, Return_on_Investment_-_ROI-Steuerung und Return_on_Investment_(ROI) sowie Return_on_Capital_Employed_(ROCE).
Fazit
Unterschiedliche Entscheidungssituationen unternehmensinterner wie -externer Handlungsträger führen zu differenzierten Informationsanforderungen, sodass für die Beurteilung der ökonomischen Vorteilhaftigkeit situativ geeignete Maßgrößen entwickelt werden müssen. Umsatzrentabilitäts-Kennzahlen in allen Varianten gehören in diesem Zusammenhang zum Kern-Instrumentarium der Unternehmensführung, wobei stets die jeweilige Aussagekraft und die notwendige Datenkonsistenz im Besonderen zu beachten sind.
Siehe auch
Literatur
Gladen, W., Performance Measurement, 6. Aufl., Wiesbaden 2014.
Krause, H.-U. / Arora, D., Controlling-Kennzahlen – Key Performance Indicators, 2. Aufl., München 2010.
Weber, J. / Schäffer, U., Einführung in das Controlling, 14. Aufl., Stuttgart 2014.
Ersteinstellender Autor
Prof. Dr. Hans-Ulrich Krause, HTW Berlin; [1]