Gewinnrealisierung
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Prüfsiegel gültig bis 2021
Inhaltsverzeichnis
Rechtsnormen
§ 252 Abs. 1 Nr. 4 2. Halbsatz HGB
§ 4 Abs. 1 EStG
§ 5 Abs. 1 S. 1 EStG
R 4.1 Abs. 5 EStR
R 5.2EStR
R 5.3EStR
R 5.4 EStR
Einordnung in die GoB
Erklärung
Die Gewinnrealisierung ist die Erbringung der Erfüllungshandlung durch den Leistungsverpflichteten, die von ihm geschuldet wird. Gewinne dürfen gem. § 252 Abs. 1 Nr. 4 2. Halbsatz HGB nur dann berücksichtigt werden, wenn sie am Abschlussstichtag realisiert sind. Dieses Prinzip wird auch Realisationsprinzip genannt und gehört zu den handelsrechtlichen Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung (GoB). Dabei gelten für verschiedenartige Transaktionen unterschiedliche Realisationszeitpunkte. Im Zuge der Maßgeblichkeit gem. § 5 Abs. 1 S. 1 EStG werden diese Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung im Rahmen der steuerlichen Gewinnermittlung von buchführungspflichtigen sowie buchführenden Kaufleuten übernommen und bedarf einheitlicher Auslegung, da es im Steuerrecht bezüglich des Realisationsprinzips keine Sonderregelungen gibt. Gem. R 4.1 Abs. 5 i.V.m. R 5.2 bis 5.4 EStR sind diese Grundsätze auch bei der Gewinnermittlung durch Betriebsvermögensvergleich gem. § 4 Abs. 1 EStG heranzuziehen. Das Realisationsprinzip wird demnach nicht nur bei buchführungspflichtigen und freiwillig buchführenden Kaufleuten, sondern auch bei sonstigen bilanzierenden Steuerpflichtigen wie Landwirten und Angehörigen der Freien Berufe angewendet. Aufgrund von unvollständigen Informationen und der Unsicherheit künftiger Ereignisse ergeben sich zwangsweise Ermessensspielräume, die mit kaufmännischer Vorsicht zu behandeln sind. Das BilMoG und BilRUG haben dabei das Realisationsprinzip im Grunde nicht verändert.
Literatur
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Ersteinstellender Autor
Christoph Bieramperl