Supply Chain Management: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 14. Oktober 2020, 17:39 Uhr
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Inhaltsverzeichnis
- 1 Was versteht man darunter?
- 2 Was sind die Ziele?
- 3 Warum und wie entwickelte sich Supply Chain Management?
- 4 Was ist eine Logistik-Kette ?
- 5 Welches sind die wichtigsten Kennzahlen in der Logistik-Kette?
- 6 Welche Abwicklungs- und Führungsaufgaben gibt es?
- 7 Wie kann ein gemeinsames Prozessverständnis erreicht werden?
- 8 Literaturtipps
- 9 Ersteinstellender Autor
Was versteht man darunter?
Supply Chain Management (SCM) fasst die Methoden und Instrumente zur ganzheitlichen Steuerung und Optimierung der unternehmensbezogenen Logistik-Kette (auch: Lieferkette, engl.: supply chain) zusammen. In seiner höchsten Form bezieht sich SCM auf alle Wertschöpfungsstufen und reicht von der Rohstoffgewinnung bis zur Auslieferung eines Produkts an den Endkunden. Gegenstand von SCM sind simultane Planung, Steuerung und Kontrolle aller Prozesse in der Logistik-Kette. (Siehe auch Supply_Chain_Controlling)
Was sind die Ziele?
Die wichtigsten SCM-Ziele sind optimale Erfüllung von Kundenanforderungen und Erhöhung der Wirtschaftlichkeit unternehmensübergreifender Wertschöpfungsprozesse. Im Einzelnen bestehen die Ziele in
- Erhöhung des Kundenservice (z.B. Termin- und Liefertreue),
- Verkürzung der Zeiten für Produktentwicklung und Auftragsdurchlauf,
- Bestandsreduzierung entlang der Lieferkette,
- größere Flexibilität durch Integration in der Lieferkette sowie
- Nutzung von Synergieeffekten und neuen Geschäftschancen.
Warum und wie entwickelte sich Supply Chain Management?
Die Anzahl der Unternehmen, die an der Leistungserstellung und -verwertung beteiligt sind, hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich erhöht. Das trifft vor allem auf industrielle Unternehmen zu. Gründe dafür sind:
- Konzentration auf Kernkompetenzen,
- Outsourcing immer komplexerer Leistungen,
- dynamische und diskontinuierliche Entwicklungen auf den Beschaffungs- und Absatzmärkten,
- Individualisierung der Nachfrage sowie
- sich radikal verkürzende Technologiezyklen.
Als Reaktion auf diese Trends hat sich SCM in drei Etappen entwickelt:
- Konzentration auf einfache Logistik-Ketten innerhalb von Unternehmen, Geschäftseinheiten, Produktionsstätten und Produktlinien.
- Funktionsübergreifende Integration der Kernprozesse im Unternehmen.
- Unternehmensübergreifende Integration von Geschäftsprozessen und der sie stützenden Systeme zu einem Netzwerk.
Abb. 1: Modell eines integrierten Unternehmensnetzwerkes[1]
Es ist absehbar, dass in einer vierten Etappe virtuelle Märkte durch die Supply-Chain-Partner gebildet werden, die der gemeinsamen Wertschöpfung für den Kunden dienen.
Was ist eine Logistik-Kette ?
Logistik ist eine Querschnittsfunktion im Unternehmen. Sie beinhaltet inner- und überbetriebliche Materialflüsse und den mit ihnen verbundenen Informationsaustausch. Gegenstand ist die Bereitstellung
- der erforderlichen Güter und Informationen
- in der passenden Menge
- am zutreffenden Ort
- in der geforderten Qualität
- zum gebotenen Zeitpunkt
- zu den richtigen Kosten.
Die Logistik-Kette ist die Zusammenfassung einzelner Prozesse im Unternehmen und im Umfeld, das unmittelbar mit der Leistungserstellung verbunden ist, zu bereichsübergreifenden Organisations- und Informationseinheiten. Vom Kunden aus gesehen, wird die Logistik-Kette von der Nachfrage, vom Lieferanten aus von der Versorgung charakterisiert.
Abb. 2: Prozessdarstellung in der Logistik-Kette[1]
Planung, Steuerung und Koordination der Material-, Informations- und Zahlungsströme in der Kette sind zentrale Bestandteile des SCM. Voraussetzung dafür sind konsistente Kennzahlensysteme. Sie sind die Basis für die Festlegung von Zielwerten im Rahmen unternehmensübergreifender Abstimmungsprozesse sowie für die Quantifizierung des Leistungsniveaus.
Welches sind die wichtigsten Kennzahlen in der Logistik-Kette?
Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht zu den am häufigsten eingesetzten Kennzahlen in einer Logistik-Kette.[1]
Welche Abwicklungs- und Führungsaufgaben gibt es?
Zur Gestaltung der Kooperation in Unternehmensnetzwerken und zu ihrer Steuerung gehören Abwicklungs- und Führungsaufgaben.
Abb. 3: Abwicklungs- und Führungsaufgaben[1]
Die Auftragsabwicklungsaufgaben lassen sich in drei Bereiche unterteilen:
- Supply Chain Configuration: Bildung und Gestaltung der Supply Chain durch Festlegung der Partner, Verknüpfung der Partner, Planung von Standorten usw.
- Supply Chain Planning: Simultane Planung der logistischen Aufgaben mit dem Ziel, Absatz-, Produktions-, Beschaffungs-, Distributions- und Transportplanung zu synchronisieren; Einbeziehung kapazitiver und terminlicher Engpässe der Partner in die Planungsaktivitäten.
- Supply Chain Execution: Ausführung und Steuerung der laufenden Aktivitäten.
Die Führungsaufgaben haben drei Schwerpunkte:
Organisationsmanagement: Die Kooperation in einer Lieferkette basiert auf der durchgängigen Verzahnung der Geschäftsprozesse. Für die Ablauforganisation bedeutet das die Überführung von funktionalen Strukturen in unternehmensübergreifende Geschäftsprozesse. Für die Aufbauorganisation heißt das, auf zentrale Funktionsbereiche zu verzichten. Voraussetzung ist für beide Strukturaspekte das einheitliche Prozessverständnis der Beteiligten.
Technologiemanagement: Die Lieferkette muss durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien gestützt werden. Unerlässliche Voraussetzung dafür ist die prozessorientierte Organisation. Erst auf ihrer Grundlage können spezifische Supply-Chaine-Software eingesetzt und E-Commerce in umfassende SCM-Lösungen eingebunden werden.
Beziehungsmanagement: Kooperationsbeziehungen in der Lieferkette erfordern offene Kommunikation. Außerdem ist zu beachten, dass der Austausch sensibler Informationen Risiken in sich birgt. Deshalb ist eine stabile Basis des Vertrauens zwischen den Partnern zu schaffen. An die Stelle von Machtkämpfen und Übervorteilung müssen faire Regeln zur Aufteilung des kooperationsbedingten Nutzens treten (Win-Win-Strategien).
Wie kann ein gemeinsames Prozessverständnis erreicht werden?
Das einheitliche Prozessverständnis kann durch eine standardisierte Beschreibungssprache für alle Supply-Chain-Prozesse sowie deren Modellierung gefördert werden. Das Supply Chain Operations Reference-Modell (SCOR-Modell) vom Supply Chain Council (SCC)[1] ist ein Standard-Prozessreferenzmodell. Es integriert die Konzepte
- Business Process Reengineering,
- Benchmarking und
- Best-Practices-Analysen.
Sein Einsatz zielt auf Beschreibung, Bewertung und Analyse von Lieferketten, sowohl unternehmensbezogen als auch unternehmensübergreifend.
Abb. 4: Managementprozesse im SCOR-Modell
Inhalte des SCOR-Modells sind:
- kundenbezogene Prozesse (vom Auftragseingang bis zur Begleichung der Rechnung),
- physische Prozesse (z.B. von Rohstoffen, technischen Anlagen oder von Software) sowie
- Prozesse, die sich auf den Absatzmarkt beziehen (z.B. Nachfragestatistiken).
Das SCOR-Modell besteht aus den Ebenen Strategie, Konfiguration und Prozesskontrolle. Es modelliert den Fluss von Materialien, Produkten, Informationen und finanziellen Mitteln.
Literaturtipps
- Stichwort Kennzahlen, in: Der Controlling-Berater, hrsg. von Ronald Gleich und Andreas Klein, Haufe-Verlag, Freiburg/Berlin/München.
- Thaler, K.: Supply Chain Management, Köln/Wien 2001.
- Walther, J.; Bund, M. (Hrsg.): Supply Chain Management, Frankfurter Allgemeine Buch, Frankfurt am Main 2001.
Ersteinstellender Autor
Prof. Dr. Peter W. Weber