Sanierungscontrolling: Unterschied zwischen den Versionen
Aus ControllingWiki
Achtung. Sie nutzen eine nicht mehr unterstützte Version des Internet Explorer. Es kann zu Darstellungsfehlern kommen. Bitte ziehen Sie einen Wechsel zu einer neueren Version des Internet Explorer in Erwägung oder wechseln Sie zu einer freien Alternative wie Firefox.[unmarkierte Version] | [unmarkierte Version] |
Zeile 17: | Zeile 17: | ||
- Aussagefähige KPIs und Kennzahlen, die rechtzeitig auf Handlungsbedarf aufmerksam machen | - Aussagefähige KPIs und Kennzahlen, die rechtzeitig auf Handlungsbedarf aufmerksam machen | ||
− | == | + | == Ersteinstellender Autor == |
Dipl.-Kfm. (FH) Thorsten Steinhardt, Grevenbroich | Dipl.-Kfm. (FH) Thorsten Steinhardt, Grevenbroich |
Version vom 31. Oktober 2017, 18:25 Uhr
Das Sanierungscontrolling umfasst die Gesamtheit aller finanzwirtschaftlichen und leistungswirtschaftlichen Maßnahmen, die notwendig sind, um die Fortführungsfähigkeit von Unternehmen wiederherzustellen, die sich entweder in einer Krise oder schon im Insolvenzverfahren befinden. Im Rahmen des Sanierungscontrollings wird grundsätzlich zwischen einer finanzwirtschaftlichen und einer leistungswirtschaftlichen Sanierung unterschieden. Bei der finanzwirtschaftlichen Sanierung geht es darum, dass die Überlebensfähigkeit des Unternehmens sichergestellt wird. In erste Linie werden hier Maßnahmen umgesetzt, die die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens wiederherstellen und das Eigenkapitals stärken. Im Rahmen der leistungswirtschaftlichen Sanierung wird die Renditefähigkeit des Unternehmens ausgebaut. Es werden also sämtliche Maßnahmen umgesetzt, die dazu beitragen, dass das Unternehmen wieder in der Lage ist, mit seinen angebotenen Leistungen am Markt eine nachhaltige und marktübliche Rendite zu erzielen.
Ein zielgerichtetes Maßnahmenmanagement bildet die Grundlage im Sanierungscontrolling. Zunächst gilt es, den Krisenverlauf systematisch zu analysieren, um die Probleme aller bereits eingetretenen Krisenstadien beurteilen zu können. Das jeweilige Krisenstadium bestimmt dann den Inhalt und die Maßnahmen der Sanierung. Im ersten Schritt geht es darum, entsprechend der Dringlichkeit zuerst mögliche Insolvenzgründe zu beseitigen, die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens sicher zu stellen und einer möglichen insolvenzrechtlichen Überschuldung entgegen zu wirken. Im zweiten Schritt werden Maßnahmen erarbeitet, um wieder die Gewinnzone durch Effizienzsteigerungs- und Kostensenkungsprogramme zu erreichen. Zudem schafft man die Grundlagen für eine strategische (Neu)ausrichtung des Unternehmens.
Zur Überwindung der Liquiditätskrise sind die im Unternehmen noch vorhandenen Liquiditätsreserven zu mobilisieren und verbleibende Lücken durch Zuführung externer liquider Mittel oder Stillhalteabkommen mit Gläubigern zu schließen. Neben zusätzlicher Kreditaufnahme oder Gesellschafterbeiträge sind auch Maßnahmen des Working-Capital Management (zum Beispiel Reduzierung Forderungszeiten oder Factoring von Forderungen) sowie Sale and lease-back Transaktionen von Anlagevermögen denkbar. Längerfristig angelegte strukturelle Maßnahmen, die direkt an der Prozesskette anknüpfen, um Ertragssteigerung und Kosteneffizienz zu erreichen, können vielfältig ausfallen. Die möglichen Handlungsoptionen können vertriebliche Maßnahmen, Maßnahmen zur Senkung von Fixkosten, Maßnahmen zur Reduzierung des Personalaufwands sowie Optimierungsprogramme für Einkauf und Produktion umfassen.
Die Anforderungen an ein zielgerichtetes Sanierungscontrolling sind hoch, da leistungswirtschaftliche und finanzielle Bereiche des Unternehmens gleichermaßen betrachtet werden. Im Vergleich zu einem Controllingsystem in einem gesunden Unternehmen werden im Rahmen eines Sanierungsprozesses besondere Anforderungen an das Controlling und den Controller gestellt. Eine Sanierung findet in aller Regel unter großem Zeit- und Erfolgsdruck statt, da beispielsweise die liquiden Mittel begrenzt sind und Schlüsselmitarbeiter abwandern könnten. Weiterhin ist der Informationsbedarf durch die beteiligten Stakeholder und die Frequenz der Informationsversorgung deutlich höher als in "gesunden" Unternehmen. Oftmals ist die Controllingfunktion in Krisenunternehmen so aufgestellt, dass maximal das Tagesgeschäft abgewickelt werden kann. Für die besonderen Anforderungen in Sanierungsprozessen fehlt es an Ressourcen und Erfahrung.
Die Implementierung eines ganzheitlichen Sanierungscontrollings ist sehr umfassend. Ausgehend von der Analyse der Krisensituation im Unternehmen sind geeignete Maßnahmen zu planen und umzusetzen. Zudem ist der angestrebte Sanierungsverlauf durch ein leistungsfähiges Maßnahmenmanagement zu ergänzen, um rechtzeitigen Handlungsbedarf bei auftretenden Abweichungen zum Plan abzuleiten. Erfolgreiche Sanierungsprozess erfordern daher spezielles Expertenwissen durch einen Sanierungsberater sowie sehr viel Erfahrung mit den gelebten Regeln in der Praxis.
Je eher ein Unternehmen Krisen erkennt, desto einfacher wird die Sanierung. Deshalb sollte das Controlling im Unternehmen beispielsweise über folgende Instrumente verfügen:
- Leistungsfähige Kostenrechnung mit Transparenz der Erfolgs- und Verlustträger - Integrierte Unternehmensplanung (Erfolgs-, Bilanz- und Liquiditätsplanung) - Kurzfristige, wöchentliche Liquiditätsplanung - Rollierender Forecast - Aussagefähige KPIs und Kennzahlen, die rechtzeitig auf Handlungsbedarf aufmerksam machen
Ersteinstellender Autor
Dipl.-Kfm. (FH) Thorsten Steinhardt, Grevenbroich