Controlling von Unternehmensnetzwerken: Unterschied zwischen den Versionen
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Generell ist der Einsatz eines Controlling-Instruments immer dann geeignet, wenn der ihm zurechenbare Nutzen die von ihm verursachten Kosten übersteigt. | Generell ist der Einsatz eines Controlling-Instruments immer dann geeignet, wenn der ihm zurechenbare Nutzen die von ihm verursachten Kosten übersteigt. | ||
− | Bei den im Netzwerkcontrolling zum Einsatz kommenden Instrumenten wird ebenfalls zwischen der auftragsbezogenen Ebene und der auftragsübergreifenden Ebene | + | Bei den im Netzwerkcontrolling zum Einsatz kommenden Instrumenten wird ebenfalls zwischen der auftragsbezogenen Ebene und der auftragsübergreifenden Ebene unterschieden. |
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a) Vergeben von Teilaufgaben: | a) Vergeben von Teilaufgaben: | ||
− | Da Unternehmensnetzwerke definitionsgemäß über keinerlei eigene Ressourcen | + | Da Unternehmensnetzwerke definitionsgemäß über keinerlei eigene Ressourcen verfügen, muss jede Teilaufgabe daher zur Realisierung an Partnerunternehmen übergeben werden. Häufig kommen jedoch für die Übernahme einer Teilaufgabe mehrere Partner in Frage, da sich deren Kompetenzen und Kapazitäten überschneiden können. Das Ziel ist es, unter Berücksichtigung der Restriktionen der Partner und unter Wahrung gleicher Qualität, den günstigsten Anbieter auszuwählen. Die Kosten der Auftragsvergabe sind dabei möglichst gering zu halten. |
Beim Allokieren der Planungsaufgaben kann die Planung zentral oder dezentral erfolgen. Zentrale Planung ist dadurch gekennzeichnet, dass eine zentrale Instanz existiert, die simultan über alle Teilprobleme entscheidet, während bei der dezentralen Planung einzelne Akteure Teilprobleme lösen. Zentrale Planung setzt detaillierte Informationen über operative Details, einen eindeutigen Maßstab zur Bewertung von Alternativen und ein hohes Maß an Entscheidungszentralisation voraus, was in Folge von Diversifikation, regionaler Ausdehnung und sich schnell wandelnder Kundenbedürfnisse und Technologien oftmals nicht gegeben ist. | Beim Allokieren der Planungsaufgaben kann die Planung zentral oder dezentral erfolgen. Zentrale Planung ist dadurch gekennzeichnet, dass eine zentrale Instanz existiert, die simultan über alle Teilprobleme entscheidet, während bei der dezentralen Planung einzelne Akteure Teilprobleme lösen. Zentrale Planung setzt detaillierte Informationen über operative Details, einen eindeutigen Maßstab zur Bewertung von Alternativen und ein hohes Maß an Entscheidungszentralisation voraus, was in Folge von Diversifikation, regionaler Ausdehnung und sich schnell wandelnder Kundenbedürfnisse und Technologien oftmals nicht gegeben ist. | ||
− | Als wichtige Varianten einer zentralen Planung sind Optimierungskalküle und Matching zu unterscheiden. Optimierungskalküle basieren im Kern auf den klassischen Termin- und Kapazitätsplanungsmodellen für den innerbetrieblichen Bereich mit operativem bzw. (bei der Allokation von Auftragstypen) taktischem Planungshorizont. Sie setzen auch in Netzwerken eine umfassende IKT-Unterstützung voraus. Als zweite Variante zentraler Planung ist das Matching zu betrachten. Auch dieses setzt die bereits erwähnten Anforderungen an die Verfügbarkeit voraus, was ebenfalls nur auf Basis von IuK-Systemen zu realisieren ist. Matching bezeichnet den Prozess, mit dem auf zentraler Ebene der bestmögliche Anbieter für einen Auftrag aufgrund der von ihm zentral hinterlegten (nicht-finanziellen) Merkmale bestimmt wird. Ein Matching kann einseitig (d. h. mit einem Nachfrager) und doppelseitig (d. h. mit mehreren Nachfragern) | + | Als wichtige Varianten einer zentralen Planung sind Optimierungskalküle und Matching zu unterscheiden. Optimierungskalküle basieren im Kern auf den klassischen Termin- und Kapazitätsplanungsmodellen für den innerbetrieblichen Bereich mit operativem bzw. (bei der Allokation von Auftragstypen) taktischem Planungshorizont. Sie setzen auch in Netzwerken eine umfassende IKT-Unterstützung voraus. Als zweite Variante zentraler Planung ist das Matching zu betrachten. Auch dieses setzt die bereits erwähnten Anforderungen an die Verfügbarkeit voraus, was ebenfalls nur auf Basis von IuK-Systemen zu realisieren ist. Matching bezeichnet den Prozess, mit dem auf zentraler Ebene der bestmögliche Anbieter für einen Auftrag aufgrund der von ihm zentral hinterlegten (nicht-finanziellen) Merkmale bestimmt wird. Ein Matching kann einseitig (d. h. mit einem Nachfrager) und doppelseitig (d. h. mit mehreren Nachfragern) durchgeführt werden. Beim Matching in Netzwerken sind drei Klassen von Eigenschaften der Partnerunternehmen von besonderer Bedeutung: Kompetenzen, Kapazitäten und sonstige Anforderungen (z.B. Standorte und Qualitätszertifizierungen). |
Im Rahmen einer dezentralen Planung mittels interner Märkte lassen sich freie Verhandlungen, Auktionen und Börsen unterscheiden. Bei freien Verhandlungen verhandelt der Nachfrager (auf dem internen Markt) bilateral mit einem oder mit mehreren Anbietern des internen Marktes. Freie Verhandlungen sind immer dann vorteilhaft, wenn die auszutauschende Leistung wenig standardisiert und schlecht beschreibbar ist. Ferner setzen freie Verhandlungen einen oder zumindest wenige Anbieter voraus, da sich bei vielen Anbietern ein derartiger Prozess kaum noch abwickeln ließe. Anders als bei freien Verhandlungen kommt bei einer Auktion ein Marktmittler (Auktionator) zum Einsatz. Seine Aufgabe ist es, Angebot und Nachfrage effizient zusammenzubringen. Anbieter und Nachfrager hinterlegen ihre Preisvorstellungen zu diesem Zweck beim Auktionator. Die Zuordnung von Angebot und Nachfrage erfolgt in Auktionen nach explizit formulierten Regeln. Als dritte Variante dezentraler Planungsverfahren sind Börsen zu betrachten. Börsen sind zweiseitige (doppelte) Auktionen, bei denen sich eine größere Zahl von Anbietern und Nachfragern gegenübersteht. Hierbei wird ein einheitlicher Marktpreis ermittelt, bei dem eine möglichst große Zahl von Geschäften abgewickelt werden kann. Die Börsenvariante führt zu einer bestmöglichen Allokation der Ressourcen. Eine Börse setzt allerdings voraus, dass regelmäßig eine Vielzahl von Anbietern und Nachfragern für ein homogenes Gut am Markt auftritt, was bei internen Märkten in der Regel nicht erfüllt wird. Börsenlösungen spielen daher in Unternehmensnetzwerken keine nennenswerte Rolle. | Im Rahmen einer dezentralen Planung mittels interner Märkte lassen sich freie Verhandlungen, Auktionen und Börsen unterscheiden. Bei freien Verhandlungen verhandelt der Nachfrager (auf dem internen Markt) bilateral mit einem oder mit mehreren Anbietern des internen Marktes. Freie Verhandlungen sind immer dann vorteilhaft, wenn die auszutauschende Leistung wenig standardisiert und schlecht beschreibbar ist. Ferner setzen freie Verhandlungen einen oder zumindest wenige Anbieter voraus, da sich bei vielen Anbietern ein derartiger Prozess kaum noch abwickeln ließe. Anders als bei freien Verhandlungen kommt bei einer Auktion ein Marktmittler (Auktionator) zum Einsatz. Seine Aufgabe ist es, Angebot und Nachfrage effizient zusammenzubringen. Anbieter und Nachfrager hinterlegen ihre Preisvorstellungen zu diesem Zweck beim Auktionator. Die Zuordnung von Angebot und Nachfrage erfolgt in Auktionen nach explizit formulierten Regeln. Als dritte Variante dezentraler Planungsverfahren sind Börsen zu betrachten. Börsen sind zweiseitige (doppelte) Auktionen, bei denen sich eine größere Zahl von Anbietern und Nachfragern gegenübersteht. Hierbei wird ein einheitlicher Marktpreis ermittelt, bei dem eine möglichst große Zahl von Geschäften abgewickelt werden kann. Die Börsenvariante führt zu einer bestmöglichen Allokation der Ressourcen. Eine Börse setzt allerdings voraus, dass regelmäßig eine Vielzahl von Anbietern und Nachfragern für ein homogenes Gut am Markt auftritt, was bei internen Märkten in der Regel nicht erfüllt wird. Börsenlösungen spielen daher in Unternehmensnetzwerken keine nennenswerte Rolle. | ||
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− | + | Prof. Dr. Thomas Hess | |
Christian Matt, MSc. | Christian Matt, MSc. | ||
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Aktuelle Version vom 27. Januar 2019, 12:16 Uhr
Prüfsiegel gültig bis 2021
Instrumente des Netzwerkcontrollings
Generell ist der Einsatz eines Controlling-Instruments immer dann geeignet, wenn der ihm zurechenbare Nutzen die von ihm verursachten Kosten übersteigt.
Bei den im Netzwerkcontrolling zum Einsatz kommenden Instrumenten wird ebenfalls zwischen der auftragsbezogenen Ebene und der auftragsübergreifenden Ebene unterschieden.
Instrumente der auftragsbezogenen Ebene sind:
• Ableiten von Teilaufgaben
• Vergeben von Teilaufgaben
• Festlegen des Auftragspreises
• Abbilden der Auftragsabwicklung
• Kontrollieren der Auftragsabwicklung
Instrumente der auftragsübergreifenden Ebene sind:
• Unterstützen des Erfolgsmanagements
• Unterstützen des Aktionsmanagements
• Unterstützen des Partnermanagements
Im Folgenden wird exemplarisch auf das Vergeben von Teilaufgaben und auf das Unterstützen des Erfolgsmanagements näher eingegangen.
a) Vergeben von Teilaufgaben:
Da Unternehmensnetzwerke definitionsgemäß über keinerlei eigene Ressourcen verfügen, muss jede Teilaufgabe daher zur Realisierung an Partnerunternehmen übergeben werden. Häufig kommen jedoch für die Übernahme einer Teilaufgabe mehrere Partner in Frage, da sich deren Kompetenzen und Kapazitäten überschneiden können. Das Ziel ist es, unter Berücksichtigung der Restriktionen der Partner und unter Wahrung gleicher Qualität, den günstigsten Anbieter auszuwählen. Die Kosten der Auftragsvergabe sind dabei möglichst gering zu halten.
Beim Allokieren der Planungsaufgaben kann die Planung zentral oder dezentral erfolgen. Zentrale Planung ist dadurch gekennzeichnet, dass eine zentrale Instanz existiert, die simultan über alle Teilprobleme entscheidet, während bei der dezentralen Planung einzelne Akteure Teilprobleme lösen. Zentrale Planung setzt detaillierte Informationen über operative Details, einen eindeutigen Maßstab zur Bewertung von Alternativen und ein hohes Maß an Entscheidungszentralisation voraus, was in Folge von Diversifikation, regionaler Ausdehnung und sich schnell wandelnder Kundenbedürfnisse und Technologien oftmals nicht gegeben ist.
Als wichtige Varianten einer zentralen Planung sind Optimierungskalküle und Matching zu unterscheiden. Optimierungskalküle basieren im Kern auf den klassischen Termin- und Kapazitätsplanungsmodellen für den innerbetrieblichen Bereich mit operativem bzw. (bei der Allokation von Auftragstypen) taktischem Planungshorizont. Sie setzen auch in Netzwerken eine umfassende IKT-Unterstützung voraus. Als zweite Variante zentraler Planung ist das Matching zu betrachten. Auch dieses setzt die bereits erwähnten Anforderungen an die Verfügbarkeit voraus, was ebenfalls nur auf Basis von IuK-Systemen zu realisieren ist. Matching bezeichnet den Prozess, mit dem auf zentraler Ebene der bestmögliche Anbieter für einen Auftrag aufgrund der von ihm zentral hinterlegten (nicht-finanziellen) Merkmale bestimmt wird. Ein Matching kann einseitig (d. h. mit einem Nachfrager) und doppelseitig (d. h. mit mehreren Nachfragern) durchgeführt werden. Beim Matching in Netzwerken sind drei Klassen von Eigenschaften der Partnerunternehmen von besonderer Bedeutung: Kompetenzen, Kapazitäten und sonstige Anforderungen (z.B. Standorte und Qualitätszertifizierungen).
Im Rahmen einer dezentralen Planung mittels interner Märkte lassen sich freie Verhandlungen, Auktionen und Börsen unterscheiden. Bei freien Verhandlungen verhandelt der Nachfrager (auf dem internen Markt) bilateral mit einem oder mit mehreren Anbietern des internen Marktes. Freie Verhandlungen sind immer dann vorteilhaft, wenn die auszutauschende Leistung wenig standardisiert und schlecht beschreibbar ist. Ferner setzen freie Verhandlungen einen oder zumindest wenige Anbieter voraus, da sich bei vielen Anbietern ein derartiger Prozess kaum noch abwickeln ließe. Anders als bei freien Verhandlungen kommt bei einer Auktion ein Marktmittler (Auktionator) zum Einsatz. Seine Aufgabe ist es, Angebot und Nachfrage effizient zusammenzubringen. Anbieter und Nachfrager hinterlegen ihre Preisvorstellungen zu diesem Zweck beim Auktionator. Die Zuordnung von Angebot und Nachfrage erfolgt in Auktionen nach explizit formulierten Regeln. Als dritte Variante dezentraler Planungsverfahren sind Börsen zu betrachten. Börsen sind zweiseitige (doppelte) Auktionen, bei denen sich eine größere Zahl von Anbietern und Nachfragern gegenübersteht. Hierbei wird ein einheitlicher Marktpreis ermittelt, bei dem eine möglichst große Zahl von Geschäften abgewickelt werden kann. Die Börsenvariante führt zu einer bestmöglichen Allokation der Ressourcen. Eine Börse setzt allerdings voraus, dass regelmäßig eine Vielzahl von Anbietern und Nachfragern für ein homogenes Gut am Markt auftritt, was bei internen Märkten in der Regel nicht erfüllt wird. Börsenlösungen spielen daher in Unternehmensnetzwerken keine nennenswerte Rolle.
b) Unterstützen des Erfolgsmanagements:
Im Fall polyzentrischer Netzwerke strebt ein Unternehmensnetzwerk nach der Maximierung des aggregierten Nutzens aller beteiligten Unternehmen bzw. im Fall fokaler Netzwerke nach der Maximierung des Nutzens eines Partners, beides betrachtet über den gesamten Zeitraum des Engagements im Netzwerk.
Eine Erfolgsbewertung kann hier sowohl für die beteiligten Partnerunternehmen als auch für die Leitungsgremien und Vertreter des Netzwerkes, Kunden und für potenzielle Partnerunternehmen von Interesse sein. Bei der Bewertung eines Unternehmens lässt sich zwischen der Ebene der Anteilseigner und der Ebene des Unternehmens unterscheiden. Auf der Ebene der Anteilseigner liegt das Hauptaugenmerk auf den individuellen Zielen jedes Anteilseigners, welche dieser zu maximieren versucht. Um den Gesamterfolg eines Unternehmens bzw. die Wirkung einzelner Maßnahmen zu bestimmen, sind die Individualziele (der Anteilseigner) zu einem Kollektivziel (des Unternehmens) zu aggregieren. In Netzwerken lässt sich analog zwischen einer Unternehmens- und einer Netzwerkebene unterscheiden. Mit Hilfe eines mehrstufigen Prozesses, der von der Identifikation der netzwerkbezogenen Ziele bis hin zur Auswertung des Zielerreichungsgrads reicht, lassen sich der Gesamterfolg des Netzwerks dokumentieren und unzufriedene Netzwerkpartner ermitteln. Um diesen recht abstrakten Prozess weiter zu konkretisieren, kann eine kalkulatorische Erfolgsrechnung erstellt werden.
Literaturtipps
[1] Hess, T.: Netzwerkcontrolling: Instrumente und ihre Werkzeugunterstützung, Wiesbaden 2002.
[2] Mucksch, H., Behme, W. (Hrsg.): Logistik- und Supply-Chain-Controlling, 5., aktualis. u. völlig überarb. Aufl., Stuttgart 2002.
Ersteinstellende Autoren
Prof. Dr. Thomas Hess
Christian Matt, MSc.