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F&E-Controlling: Unterschied zwischen den Versionen

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Harald Matzke, cubus AG
 
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Aktuelle Version vom 16. August 2019, 15:03 Uhr

Prüfsiegel gültig bis 2025

Zusammenfassung

Die Investitionen eines Unternehmens in den F&E-Prozess zur Entwicklung neuer Produkte und Verfahren müssen über eine zielorientierte Planung, Steuerung und Kontrolle abgebildet werden. F&E-Controlling soll die Basis für faktenbasierte Entscheidungen herstellen, damit das Management die richtigen F&E-Projekte auswählen kann und genehmigte Projekte effizient durchgeführt werden. F&E-Controlling begleitet die Umsetzung der Unternehmensstrategie und der langfristigen Unternehmensziele im F&E-Bereich.

Begriffsdefinition und Abgrenzung

Das F&E-Controlling steuert die Umsetzung einer Idee in ein marktreifes Produkt. In einer erweiterten Sichtweise wird auch der Aspekt der Ideenauswahl und der Innovationsstrategie im F&E-Controlling gesehen. Wir beschränken uns hier auf die Kernfunktionen der F&E-Tätigkeit und verweisen darüber hinaus auf das Innovationscontrolling.

F und E Controlling Abb 1.jpg

Abb. 1: Abgrenzung Innovationscontrolling und F&E-Controlling

Das Ziel des F&E-Prozesses ist die Markteinführung neuer Produkte. Neue Produkte sind die Basis für den Erhalt und den Ausbau der Marktposition eines Unternehmens und damit wichtig für die mittel- und langfristige Unternehmensentwicklung.

Der F&E-Bereich kann in vier verschiedene Aktivitäten unterteilt werden:

• In der Grundlagenforschung werden grundlegend neue Verfahren und Technologien erforscht, ohne dabei schon ein bestimmtes Produkt im Fokus zu haben.

• In der Technologieforschung geht es darum, Technologien zu entwickeln oder zu verbessern, um praktische Probleme mit Hilfe von Technik zu lösen.

• In der Vorentwicklung werden Technologien und Verfahren auf ihre potentielle Verwendung in Produkten eines Unternehmens untersucht. Die Vorentwicklung baut auf den Ergebnissen der Grundlagenforschung und der Technologieforschung auf.

• In der Produktentwicklung werden die Ergebnisse der vorangehenden Aktivitäten in neue Produkte oder die Verbesserung bestehender Produkte umgesetzt. Aufgabe der Produktentwicklung ist die Bereitstellung marktreifer Produkte.

Aufgaben des F&E-Controllings

Aufgabe des F&E-Controllings ist es, den F&E-Prozess als Servicefunktion zu unterstützen. Es stellt die Infrastruktur für Planung, Reporting, Analyse und Simulation von qualitativen und quantitativen Aspekten der Entwicklung von neuen Produkten oder Verfahren zur Verfügung.

F&E-Controlling hat eine wichtige Funktion in der langfristigen Entwicklung eines Unternehmens. Basierend auf der Unternehmensstrategie und der aus ihr heraus entwickelten F&E-Strategie, werden F&E-Ziele entwickelt. Das F&E-Controlling stellt Methoden und Instrumente zur Verfügung, um diese Ziele quantitativ und qualitativ zu beschreiben und den Grad der Zielerreichung zu ermitteln.

Das F&E Controlling steuert:

• das einzelne Projekt

• das Projektportfolio

• den gesamten F&E-Bereich.

Das F&E-Controlling kann als eine Spezialdisziplin des Investitionscontrolling angesehen werden. Es liefert Fakten für Entscheidungen, in welche Entwicklungsprojekte ein Unternehmen investieren sollte und steuert die bereits gestarteten Entwicklungsprojekte unter kaufmännischen Gesichtspunkten. An definierten Messpunkten (Meilensteinen oder Gates) ist neben der Erfüllung von vorher definierten Teilzielen ebenfalls zu überprüfen, ob eine Fortführung des Entwicklungsprojekts (weiterhin) im Unternehmensinteresse liegt.

Organisation

Der F&E-Bereich ist in der Regel ein eigenständiger Funktionsbereich. In vielen Unternehmen wird dabei in Vorentwicklung und Produktentwicklung unterschieden. Die eigentliche Produktentwicklung ist etwas einfacher über Controlling-Prozesse steuerbar als die Vorentwicklung, da klassische Zielsetzungs- und Planungsprozesse in der Produktentwicklung einfacher einsatzbar sind. In der Vorentwicklung ist der Fokus der Controlling-Prozesse eher auf den Input-Größen (Einsatz von Human-Ressourcen, externe Forschungsaufträge, Materialeinsatz) in den Vorentwicklungsprozess ausgerichtet als auf die meistens nicht planbaren Ergebnisse.

Das F&E-Controlling basiert auf Projekten als kleinste Einheit. In Organisationen, in denen Projekte bereichs- oder abteilungsübergreifend durchgeführt werden, ist die Dimension Aufbauorganisation auch relevant, steht aber in der Bedeutung hinter der Dimension Projekt und seinen Verdichtungsstufen. Die Überwachung von Arbeitspaketen ist eine Aufgabe des operativen Projektmanagements, liegt in der Verantwortung der Projektleitung und gehört nicht zum F&E-Controlling.

Kennzahlen im F&E-Controlling

Es gibt eine Vielzahl von Kennzahlen die im F&E Controlling verwendet werden. In frühen Phasen der Entwicklungsaktivitäten, insbesondere in der Vorentwicklung, liegt der Schwerpunkt mehr auf qualitativen Kennzahlen. Je mehr sich ein Projekt der Marktreife nähert, desto mehr Ressourcen wird eine Organisation investieren. Der wirtschaftliche Erfolg bekommt eine große Bedeutung und quantitative Kennzahlen werden zunehmend wichtiger.

Beispiele für häufig angewendete Kennzahlen sind:

• Gesamte Entwicklungskosten des Projekts (bzw. des Portfolios)

• F&E-Rate (F&E Ausgaben im Verhältnis zum Umsatz)

• Umsatzanteil mit neuen Produkten

• Kennzahlen zur Termineinhaltung (Termintreue) und zur Einhaltung von Projektbudgets (Kostentreue)

• Net Present Value (NPV)

• Änderungshäufigkeit vor Serienanlauf (Qualitätskennzahl)

• Anzahl Patente

• Marge (Erreichung einer vorher definierten Zielmarge für ein neues Produkt)

Literatur

Möller, K./Menninger, J./Robers, D.: Innovationscontrolling, 2011.

Langmann, C./Gräf, J.: Kennzahlen im F&E- und Innovationscontrolling, in: Gleich, R./Schimank, C.: Innovations-Controlling, Der Controlling-Berater, Band 13, 2011, S. 69-86.

Matzke, H./Oehler, K.: F&E Controlling - Auf die richtige IT-Unterstützung kommt es an, in: Gleich, R./Schimank, C.: Innovations-Controlling, Der Controlling-Berater, Band 13, 2011, S. 255-274.

Wanner, R.: Earned Value Management, 2. Auflage, 2007.

Ersteinstellender Autor

Harald Matzke, cubus AG